Begleiten Sie uns auf eine kleine Reise durch die "Geschichte der fünften Jahreszeit" und lernen Sie dabei die zahlreichen Karnevalsvereine aus Oberursel kennen.
Vom Narrentreiben zur organisierten Fastnacht
Erste Spuren von Fastnacht, Fasching und Karneval finden wir in historischen Quellen des Spätmittelalters. Die Figur des Narren - Ursprung aller Fastnachtsgestalten - gewann seit dem Mittelalter immer mehr an Bedeutung. Jahrhundertelang war er, meist auffallend gekleidet, als Spaßmacher, aber auch als Kritiker und Berater des Adels unterwegs.
Die katholische Kirche sowie die katholischen Landesherren tolerierten in vielen Orten das fastnachtliche „Teufels-Treiben“ u. a. deshalb, weil in der anschließenden Fastenzeit die Gläubigen ihre Sünden (Völlerei, Maßlosigkeit, sexuelle Ausschweifungen, …) direkt büßen konnten und so wieder zu einem gottgefälligen Leben zurückfanden.
Die Reformatoren hingegen zeigten eine weit größere Distanz zur Fastnacht – so wurde im Zuge der Reformation in Nürnberg der sogenannte „Schembartlauf“ (mhd. schëmbart „bärtige Maske“), der erste organisierte Umzug zur Fastnacht aus dem 15. Jahrhundert, verboten.
Während des 18. Jahrhunderts verschwand das Fastnachtstreiben in Deutschland immer mehr. 1774 wurde in Köln der Karneval von den französischen Besatzungstruppen verboten, da die „Maskierten“ den Machthabern suspekt waren. Erst 1795 wurde dieses Verbot wieder aufgehoben.
Dem reichen Bürgertum jedoch gelang es in der Folgezeit, die Fastnacht zu erhalten und neu zu beleben. Allerdings befreite man diese von dem mittelalterlichen Mummenschanz, der nun ungeordnet und vulgär erschien.
So fing man an, sich zu organisieren. Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden in Städten wie zum Beispiel in Köln, Düsseldorf, Mainz und Bingen immer mehr Karnevalsgesellschaften. In der Folgezeit setzte sich die sogenannte „romantische Karnevalsform“ (mit Rosenmontagszug, Bällen und militärischen Anklängen) immer weiter durch.